Rundbrief 2017
10. Oktober 2017Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
gerne informieren wir Sie auch in diesem Herbst wieder über die Arbeit unseres Vereins im vergangenen Jahr. Damit wollen wir uns bei Ihnen für Ihre großzügige Hilfe und breite Unterstützung bedanken, die uns sehr motivieren. Nach unserem letzten Rundbrief konnten wir viele Besucherinnen und Besucher bei den vielfältigen Veranstaltungen im November 2015 begrüßen, mit denen wir zum 100jährigen Gedenken an den Völkermord erinnerten. Es hat uns bewegt, welch große Resonanz diese Reihe gefunden hat. So war dieses wichtige Thema (und unsere deutsche Verantwortung dabei) auch in unserer Region präsent . Das große Interesse, das Armenien bei uns findet, wird auch dadurch unterstrichen, dass 2016 wieder zwei Reisen in den Kaukasus durchgeführt werden konnten, die ausgebucht waren. Mit zwei sehr gut besuchten Vorträgen (Prof. Dr. Hacik Gazer (FAU Erlangen-Nürnberg) zur „armenischen Identität“ - Dr. Hrayr Baghramian (Jerewan) zum „Reiseland Armenien“) und mit einer Gemäldeausstellung mit Bildern von Artur Martirossian in der VR-Bank konnten wir weiter dazu beitragen, das Land, seine schwierige Geschichte und die aktuellen Probleme einem größeren Interessentenkreis zu erschließen. Vielen Dank der Volkshochschule (vhs) Erlangen, der VR-Bank EHH und dem TUIReiseCenter Erlangen, die als unsere Kooperationspartner erheblich zum Gelingen beigetragen haben.
Die Informationsveranstaltungen sind eine wesentliche Säule unserer Arbeit und die Voraussetzung, in und mit Ihnen aktive UnterstützerInnen zu finden, die uns dabei helfen, vor Ort wertvolle Hilfe leisten zu können. So trägt die alljährliche Geldsammlung der Pfarrei St. Georg in Höchstadt dazu bei, dass die „Küche der Barmherzigkeit“ in Jerewan in den Herbstund Wintermonaten Bedürftige täglich mit warmen Mahlzeiten versorgen kann.
Dies ist nach wie vor bitter nötig, denn weder auf politischer Ebene noch bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung können wir große, nachhaltige Fortschritte beobachten. Der wieder aufgeflammte Konflikt um Berg-Karabach mit Aserbaidschan führt zu verstärkten Rüstungsausgaben – Gelder, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden. So steigt in der Provinz Lori und in der Stadt Vanadzor – Hauptaktionsgebiet unseres Vereins – die Arbeitslosigkeit. Vielen Menschen fehlt es am allernötigsten. Kinder und Jugendliche, denen unser Hauptaugenmerk gilt, sind – neben alten Menschen – die Hauptleidtragenden.
Vor diesem Hintergrund haben wir auch im vergangenen Winter wieder 300 Lebensmittelpakete à 35,- € finanziert, die für notleidende Familien ein Beitrag zum Überleben waren. Unsere armenischen Freunde kaufen vor Ort ein - so profitiert auch der lokale Einzelhandel davon - und stellen die Pakete zusammen. Die Verteilung erfolgt in engem Kontakt mit uns durch die Sozialbehörden in Vanadzor.
Weiterhin unterstützen wir notleidende Familien direkt und übernehmen für Studierende, die sich ansonsten ein Studium nicht leisten könnten, die anfallenden Studienkosten. Dabei überprüfen wir genau Bedürftigkeit und Studienerfolg, um Ihre Spendengelder auch zweckgerichtet und gewissenhaft einzusetzen.
In diesem Jahr gab es auch wieder einen Hilfsgütertransport mit zwei Lkws, die uns dankenswerterweise die Firma „Der Beck“ und Herr Ernst Stäblein zur Verfügung stellten, so dass wir kostengünstig Hilfsmittel aus der Universitätskinderklinik Erlangen (Tische und Stühle für Schulungszwecke, ein Endoskop, medizinisches Verbandsmaterial usw.), Kleider, Wäsche und Stoffe nach Vanadzor transportieren konnten. Wir brachten die Güter nach Marseille, wo sie von einer französischen Hilfsorganisation in einen Container verladen und dann auf dem Schiffs-/Landweg nach Armenien transportiert wurden. Dort werden sie im medizinischen Zentrum, in der Universität und im Waisenhaus dringend benötigt. Das staatliche Waisenhaus in Vanadzor war darüber hinaus Schwerpunkt unserer Aktivitäten. Dank Ihrer Unterstützung und mit der großen finanziellen Hilfe von Renovabis - dem Osteuropa- Hilfswerk der Katholischen Kirche - konnten wir hier die Warmwasserbereitung erneuern und auf Solarenergie umstellen.
Ein Handwerkbetrieb aus Jerewan, der uns vom DRK empfohlen wurde, hat die Baumaßnahme in Höhe von über 72.000,- € sehr zuverlässig ausgeführt und in diesem Zusammenhang auch weitere Reparaturen an der Heizungsanlage vorgenommen. Dies wird in den Folgejahren die Energiekosten für die Einrichtung erheblich reduzieren. So ist zudem ein Vorzeigeobjekt für umweltfreundliche Energieversorgung in der Region geschaffen worden.
Im Gespräch mit Verantwortlichen des Sozialministeriums in Jerewan haben wir erfahren, dass für die nächsten Jahre eine Umstrukturierung des Waisenhauses geplant ist. Die Anzahl der Kinder, deren Eltern nicht mehr für den Lebensunterhalt sorgen können, steigt so stark an, dass man beabsichtigt, die Bettenanzahl für „echte“ Waisenkinder zu reduzieren und stattdessen eine Tageseinrichtung für diese so genannten „Sozialwaisen“ aufzubauen. Den von uns eingerichteten Werkstätten (Nähwerkstatt und Kfz-Schlosserei) kommt dabei eine wichtige Funktion zu. Die dort erworbenen Kenntnisse werden den Jugendlichen Perspektiven für ihre Zukunft eröffnen.
Zur Zeit planen wir folgende Projekte: 1. eine Schreiner-Lehrwerkstätte 2. eine Sporthalle und 3. Umgestaltung und Ausstattung des Spielplatzes. Auch hier sind wir natürlich wieder auf finanzielle Unterstützung durch Spenderinnen und Spender und größere Sponsoren angewiesen.
All dies soll dazu beitragen, dass die jungen Menschen ein gesichertes Leben führen werden können. Auf unserem Weg wurden und werden wir auch durch die Deutsche Botschaft in Jerevan bestätigt und unterstützt. Botschafter Mathias Kiesler, der 2015 neu ins Amt gekommen ist, hat das Waisenhaus und die Klinik Vanadzor besucht und dort unsere Arbeit und unser Engagement mit Nachdruck gewürdigt. Wir sind dafür sehr dankbar und freuen uns, dass wir in all den Jahren durch die diplomatische Vertretung der Bundesrepublik immer wieder großzügige Hilfe und Unterstützung erfahren haben. Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Geldspende, mit der wir die Küche der Kinderklinik mit neuem Geschirr, Töpfen usw. ausstatten konnten.
Für 2017 planen wir, die Hilfen für das Waisenhaus und die kinderklinische Abteilung im medizinischen Zentrum zu intensivieren. Außerdem sind wir dabei, Kontakte zwischen der Friedrich-Alexander- Universität in Erlangen und der Universität in Vanadzor zu knüpfen. Präsident Prof. Dr. Hornegger hat uns dabei seine Hilfe zugesagt.
Dies alles ist nur dank Ihres ermutigenden Interesses und Ihrer tatkräftigen Hilfe möglich. Sie tragen dazu bei, dass wir Notleidenden in Armenien nachhaltige Hilfe leisten können.
Mit herzlichen Grüßen