Rundbrief 2022
19. Januar 2023Erlangen, im November 2023
Das Jahr 2023 brachte für Armenien neue folgenschwere Turbulenzen, die die Lage im Lande entscheidend verschlechterten. Durch die massenhafte Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Berg Karabach wird der gebeutelte Staat vor riesige Herausforderungen gestellt, was Hilfsmaßnahmen von außen erforderlich machte. Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir neben den traditionellen Aktivitäten unseres Vereins auch versuchen, die aktuelle Not der vertriebenen Familien zu lindern. Es wäre schön, wenn Sie uns dabei wie bisher mit Spenden unterstützen würden. Dafür bedanken wir uns hiermit herzlich.
Bei der Vorstellung unserer Aktivitäten im zurückliegenden Jahr möchten wir als Erstes die Gruppenreise nach Armenien und Georgien vom 23. Juni bis 2. Juli 2023 erwähnen, die nach mehr als zwei Jahren Pause wieder stattfinden konnte. Dank einer Sondergenehmigung der Fluglinie konnten wir 100 kg Übergepäck mitnehmen und die dafür gesammelten Sachspenden an verschiedene bedürftige Familien verteilen. Unter der Führung unseres bewährten Reiseleiters Hrayr Baghramjan konnten sich 16 TeilnehmerInnen vor Ort davon überzeugen, dass die von uns unterstützen drei Werkstätten in Vanadzor ihren Betrieb regelmäßig weiterführen. Die dafür anfallenden Lohn- und Materialkosten sind dank Ihrer Mithilfe bis Ende des Jahres gesichert. In dem daneben befindlichen ehemaligen Waisenhaus sind aktuell Flüchtlingsfamilien aus Berg Karabach untergebracht, deren Kinder ebenfalls in den Werkstätten ausgebildet werden sollen.
Unser Dank gilt in diesem Zusammenhang vor allem Frau Lilia Abrahamjan, die neben den drei Werkstätten Kinder- und Tagesstätten in der gesamten Region Lori betreut. Sie hat z. B. die Finanzierung einer Kühlkombination und eines Herdes für den neuen Kindergarten in Urasar (bei Stepanavan) vermittelt.
Über das Sozialamt in Vanadzor haben wir wie jedes Jahr für 4000 € Lebensmittelpakete für bedürftige Familien finanziert. Bei den Einkäufen und der Verteilung war wie immer dankenswerterweise die Familie von Viktor Avetisjan beteiligt.
Das „Haus der Hoffnung“ in Eriwan mit seinem Leiter Movses Poghosjan leistet seit Jahren eine bestens funktionierende Unterstützung unserer Projekte. Für die dortige „Küche der Barmherzigkeit“, die von November bis April kostenlose Mittagessen für Bedürftige organisiert, erbrachte die jährliche Sammlung der Pfarrei St. Georg in Höchstadt 4 395 €. Bei dem am 1. September stattgefundenen Benefizkonzert in Neuhaus mit der Sopranistin Lusine Azaryan wurden für die „Küche der Barmherzigkeit“ Spenden in Höhe von 500 € gesammelt.
Im „Haus der Hoffnung“ findet bereits im zweiten Jahr eine von „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks finanzierte Kinderbetreuung von Flüchtlingsfamilien aus Berg Karabach statt, die durch die aktuelle Flüchtlingswelle noch stärker gefragt ist. Neben zahlreichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche gehört auch psychologische Betreuung zum Programm. Für die Betreuung der Flüchtlinge konnten wir dem „Haus der Hoffnung“ 4000 € überreichen.
Seit Jahren unterstützen wir ebenso bedürftige ansässige Familien sowie einige Studierende durch Übernahme der nicht geringen Studiengebühren.
Ebenso gibt es eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks, was ein besonderes „Aushängeschild“ für unsere Projekte darstellt. In der Hoffnung auf weitere Hilfe haben wir dieses Jahr einen Antrag auf Mitfinanzierung sozialer Projekte gestellt. Damit sollen Flüchtlingsfamilien und besonders Kinder unterstützt werden.
Der lange im Voraus geplante Vortrag an der VHS Erlangen von Hrayr Baghramjan am 12. Oktober über die politische Lage in Armenien erlangte durch den kurz zuvor erfolgten Angriff auf Berg Karabach traurige, brisante Aktualität. Die sehr gut besuchte Veranstaltung bot viele interessante Einblicke und die Möglichkeit zu einer anregenden Diskussion.
Bei einer weiteren Reise des Ehepaars Walcher im Oktober 2023, bei der wieder 100 kg Übergepäck mitgenommen werden durften, konnten die beiden Vorstandsmitglieder die katastrophale Lage der Flüchtlinge vor Ort direkt miterleben. Das „Haus der Hoffnung“ hat im Zeitraum vom 18. September bis zum 15. Oktober in der Grenzstadt Goris die Flüchtlinge aus Berg Karabach täglich mit 1000 bis 1200 Mahlzeiten versorgt. Bei der Essensausgabe im Ort Massis (bei Chor Virap) hat das Ehepaar Walcher persönlich mitgeholfen. Im Moment stehen dafür keine Mittel mehr zur Verfügung.
Über die Stadt Goris sind innerhalb von sechs Tagen an die 100 000 Flüchtlinge nach Armenien gekommen – auf die deutsche Bevölkerung übertragen wären das 3,5 Millionen. Der armenische Staat unterstützt die Flüchtlinge mit einer Zahlung von 250 € pro Kopf, was eine Summe von 25 Mio. US Dollar ausmacht. Später soll noch eine Zahlung von 100 € folgen, doch die klamme Staatskasse kann das nicht lange tragen. Armenien ist erneut in besonderer Weise auf Hilfe von außen angewiesen.
In Vanadzor sind zurzeit ca. 4000 Flüchtlinge untergebracht, das ehemalige Waisenhaus nimmt 100 davon auf. Die nötigen Betten, Matratzen, Decken und Handtücher wurden auch mithilfe unserer Spende in Höhe von 6000 € angeschafft.
All die genannten Projekte und Hilfsmaßnahmen sind und waren nur durch Ihre freundliche Unterstützung möglich. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Spendern und Spenderinnen! In den letzten beiden Jahren hat allerdings der Euro an Wert verloren, auch gegenüber der armenischen Währung Dram (AD), z. B. von 634 Dram im Mai 2021 auf 427 Dram für einen Euro im Oktober 2023 (32%)! Das führt zu einer entsprechenden Senkung unserer in Euro überwiesenen Beträge im Gegenwert, so dass wir nach wie vor auf Spenden angewiesen sind, um unsere Projekte auch weiterhin auf dem gewohnten Niveau betreiben zu können.
Wenn es die politischen Ereignisse erlauben, wollen wir auch 2024 wieder eine Gruppenreise organisieren. Uns liegt nicht nur der regelmäßige Kontakt zu den von uns unterstützten Personen und unseren Projekten sehr am Herzen. Die Reiseteilnehmer können so auch unsere Aktivitäten persönlich kennenlernen.
Unser Verein wurde 2010 gegründet. Seitdem konnten wir viel auf den Weg bringen und verbessern. Jetzt braucht Armenien mehr Hilfe denn je. Mit interessanten Veranstaltungen und besonders mit Ihrer großen Unterstützung wollen wir weiterhin Armenien in den Blickpunkt vieler Menschen bringen und den dringend benötigten Beistand leisten.